10. NOVEMBER 2025
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GEWALT
Erlebst du im Alltag Rassismus oder Diskriminierung?

Das Wichtigste auf einen Blick 👇
- Rassismus ist eine Form von Diskriminierung und Gewalt.
- Junge PoC (People of Color) sind im Alltag besonders von Rassismus betroffen.
- Rassismus ist in der Schweiz strafbar.
- Wer Rassismus erlebt, sollte dies melden und sich Hilfe holen.
- Hier findest du Tipps, wie du auf Rassismus reagieren kannst.
Alle unsere Texte entstehen in enger Zusammenarbeit mit Beratenden von 147.
Was ist Rassismus?
Rassismus bedeutet, Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion, Kultur oder Sprache abzuwerten oder schlecht zu behandeln. Das gilt als Diskriminierung und ist in der Schweiz strafbar (Artikel 261bis Strafgesetzbuch). Wie die Beispiele von Dilan, Meriam und Abel zeigen, ist Rassismus sehr vielfältig. Du kannst Rassismus im Zug oder Bus, im Ausgang, in der Schule, im Internet oder in einer anderen Alltagssituation erleben.
Rassismus kommt nicht nur im direkten Kontakt mit einzelnen Menschen vor, sondern auch in den Medien, bei der Polizei oder auf dem Arbeitsmarkt. Das nennt man institutionellen Rassismus. Beispiel: Jugendliche mit fremdländischem Namen, die trotz guter Schulnoten keine Lehrstelle finden. Oder PoC (People of Color), die wegen ihrer Hautfarbe öfters von der Polizei kontrolliert werden. Weitere Beispiele siehst du in der SRF-Dokumentation «Schwarzsein in der Schweiz – Rassismus im Alltag».
Was bedeutet PoC?
Der Begriff PoC steht für Person of Color, Mehrzahl: People of Color. Der Begriff ist eine selbstgewählte Bezeichnung von und für Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht als weiss gelten und wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft anders behandelt werden. Wichtig ist: PoC beschreibt nicht einfach, welche Hautfarbe jemand hat, sondern dass diese Person Erfahrungen mit Rassismus macht oder machen kann.
Rassismus ist eine Form von Gewalt
Wer von Rassismus betroffen ist, erlebt eine Form von Gewalt. Wenn du körperlich angegriffen wirst, solltest du dich in Sicherheit bringen. Die Gewalt kann aber auch «nur» verbal oder noch subtiler sein (misstrauische Blicke dir gegenüber usw.). Wer Gewalt erlebt, hat in der Schweiz Anrecht auf Hilfe. Wende dich an eine Meldestelle für Rassismus und hol dir professionelle Unterstützung:
- Fachstelle für Rassismusbekämpfung
- Beratungsnetz für Rassismusopfer Schweiz
- Meldeplattform für rassistische Online-Hassrede
Wer ist von Rassismus betroffen?
Fast jede sechste Person in der Schweiz wurde nach eigenen Angaben schon rassistisch behandelt. Es kann jede Altersgruppe treffen, Personen zwischen 15 und 24 Jahren sind jedoch besonders betroffen (Quelle: Rassismus in der Schweiz).
Rassismus kann auch zusammen mit anderen Diskriminierungen auftreten, beispielsweise mit Sexismus oder Homophobie. Manche Menschen erleben deshalb mehrere Formen von Benachteiligung gleichzeitig, zum Beispiel eine PoC, die auch homosexuell ist. Das nennt man intersektionale Diskriminierung. Wird jemand aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit oder der sexuellen Orientierung diskriminiert, ist das in der Schweiz seit 2020 ebenfalls strafbar.
Erfahre ich Rassismus? Checkliste
✔️Werde ich wegen meiner Hautfarbe oder meines Aussehens schlechter behandelt?
✔️Höre ich Sprüche, Witze oder Beleidigungen über meine Herkunft oder Nationalität?
✔️Werden meine Sprache oder meine Kultur abgewertet oder lächerlich gemacht?
✔️Habe ich weniger Chancen, zum Beispiel in der Schule oder Lehre, obwohl ich die gleichen Fähigkeiten habe?
✔️Werde ich von der Polizei oder von Behörden anders behandelt als andere
Wieso erlebe ich Rassismus?
Wenn du Rassismus erlebst, ist das nicht deine Schuld! Rassismus hat andere Gründe. Es ist etwas, das es schon lange gibt und leider bis heute anhält.
- Rassismus entsteht oft durch Angst vor dem Fremden.
- Abwertung anderer stärkt das eigene Wir-Gefühl.
- Rassismus beruht auf alten Vorurteilen und Stereotypen (negative Bilder).
- Kolonialismus und Sklaverei wirken bis heute nach.
- Politik und Medien können Fremdenfeindlichkeit verstärken.
Alle Menschen haben rassistische Stereotype. Auch Menschen, die selber Rassismus erleben, können gegenüber anderen rassistisch eingestellt sein. Es ist wichtig, sich rassistische Gedanken und Vorurteile bewusst zu machen und offen über Rassismus zu sprechen.
Die Folgen von Rassismus
Rassismus ist verletzend, weil man sich abgewertet, nicht zugehörig und «falsch» fühlt. Sogar die scheinbar harmlose Frage: «Woher kommst du?» kann beleidigend sein. Denn indirekt sagt sie: Du siehst fremd aus und gehörst nicht zu uns. Rassistische Erfahrungen können Stress, Frust, Wut, Trauer und Verzweiflung auslösen. Sie können längerfristig den Selbstwert mindern und sogar krank machen. Vielleicht geht es dir wie anderen von Rassismus Betroffenen:
❌ Du meidest gewisse Situationen, Orte und Menschen.
❌ Du versuchst, möglichst unauffällig oder sogar «unsichtbar» zu sein.
❌ Du versuchst, möglichst angepasst zu sein.
❌ Du verdrängst deine Erfahrungen.
✅ Diese Reaktionen sind verständlich, aber vergiss nicht: Du hast wie jeder Mensch das Recht zu existieren, wie du bist, und dich frei zu entfalten!
Wie soll ich auf Rassismus und Diskriminierung reagieren?
Es ist wichtig, dass du deine rassistischen Erfahrungen ernst nimmst, indem du darüber sprichst und dir Hilfe holst. Die Statistik zeigt, dass nur die wenigsten Fälle von Rassismus gemeldet werden. Manche Personen haben Angst, dass man ihnen nicht glaubt. Oder sie denken, dass sie das Erlebte einfach aushalten müssen. Andere wissen gar nicht, wo sie Hilfe bekommen könnten. Oder sie denken: Was bringt es schon, wenn ich meine Erlebnisse melde?
Was kann ich tun? Kann ich mich schützen?
Leider kannst du dich nicht komplett vor Rassismus schützen. Die Verantwortung für Rassismus liegt bei den Täter*innen und in der Gesellschaft, nicht bei den betroffenen Personen. Aber es gibt Dinge, die dir helfen können, dich zu stärken und Unterstützung zu bekommen:
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Informieren und ernst nehmen: Informiere dich über Diskriminierung und Rassismus. Erkenne, dass rassistische Erfahrungen nicht normal sind.
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Darüber sprechen: Teile deine Erlebnisse mit Freund*innen und deiner Familie. Schweigen und verdrängen kann dich auf Dauer kaputt machen.
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Unterstützung suchen: Wende dich an Beratungsstellen oder Organisationen, die sich gegen Rassismus einsetzen (zum Beispiel Beratungsnetz für Rassismusopfer Schweiz).
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Rechte nutzen: In der Schweiz kannst du Rassismus anzeigen (Artikel 261bis StGB). Bei einer Opferhilfe-Beratungsstelle erfährst du, wie du dabei am besten vorgehst.
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Netzwerke finden: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann dir Mut machen.
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Selbstfürsorge: Achte auf deine psychische Gesundheit. Gönn dir Räume, in denen du dich sicher fühlst. Suche dir, wenn nötig, professionelle psychologische Hilfe.
✊🏽 Wenn du Rassismus erlebst, vergiss nie: Du bist nicht schuld daran, niemals! Was passiert, ist nicht okay, und du hast jedes Recht, dich zu wehren und Unterstützung zu erhalten. Nimm deine Erfahrungen ernst, sprich darüber und hol dir Hilfe. Du bist nicht allein! ❤️🩹