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13. MÄRZ 2023
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FAMILIE

Wenn Eltern psychisch krank sind

Wenn Eltern psychisch krank sind
Wenn es Müttern oder Vätern schlecht geht oder sie grosse Sorgen haben, dann belastet das auch ihre Kinder. Du kannst die Probleme deiner Eltern nicht lösen. Trotzdem gibt es Dinge, die du tun kannst, wenn deine Eltern psychisch krank sind.

Das Wichtigste in Kürze

Menschen können nicht nur körperlich krank sein, sondern auch psychisch. Für die Kinder ist sehr belastend, wenn die Mutter oder der Vater psychisch krank ist. Oft müssen Kinder psychisch kranker Eltern mehr Aufgaben im Haushalt und in der Familie übernehmen als Gleichaltrige. Du musst die Probleme deiner Eltern nicht lösen. Es ist wichtig, dass du dir selbst Sorge trägst.

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Was heisst psychisch krank?

Menschen mit einer psychischen Erkrankung erleben die Welt über eine längere Zeit anders als die meisten anderen Menschen. Entsprechend reagieren und verhalten sie sich manchmal anders. Sie tun Dinge, die für Aussenstehende schwer zu verstehen sind oder gar keinen Sinn machen.

Psychisch kranke Eltern können häufig alltägliche Dinge nicht mehr bewältigen. Sie kümmern sich nicht mehr um den Haushalt und die Familie oder fehlen oft bei der Arbeit. Auch fällt es psychisch kranken Menschen aus verschiedenen Gründen schwer, Beziehungen zu pflegen. So können Freundschaften zerbrechen. Bei den Kindern kann das Gefühl entstehen, dass sie nicht mehr geliebt werden.

Psychisch kranke Eltern sind oft nicht mehr in der Lage, auf ihre Kinder einzugehen und gut für sie zu sorgen. Anzeichen, die auf eine psychische Erkrankung hindeuten, kannst auch du erkennen:

  • Gerät dein Vater oder deine Mutter bei jeder Kleinigkeit in grosse Aufregung und hat kein Ohr für deine Sorgen?
  • Zieht dein Vater oder deine Mutter sich häufig zurück und nimmt nicht mehr am Familienleben teil?
  • Will er oder sie das Haus nicht mehr verlassen, nicht mehr einkaufen und kümmert sich nicht mehr um den Haushalt?
  • Ist er oder sie oft müde, steht nicht auf und pflegt sich nicht?
  • Schläft er oder sie kaum noch und beschäftigt sich mit irgendwelchen Projekten, in die du kaum einbezogen wirst?
  • Kümmert sich dein Vater oder deine Mutter kaum um dich und fragt nie, wie es dir geht?

Wenn du mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten kannst, ist es gut möglich, dass eine psychische Erkrankung der Grund ist. Ob jemand wirklich eine psychische Krankheit hat und welche, kann jedoch nur eine Fachperson sagen. Oft braucht es dafür mehrere Gespräche.

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Was tun, wenn die Mutter oder der Vater psychisch krank ist

Als Kind psychisch kranker Eltern ist es wichtig, dass du dich nicht schuldig fühlst. Du kannst nichts für die Krankheit deiner Mutter oder deines Vaters, genauso wenig wie sie selbst etwas dafür können. Du kannst sie weder gesund machen noch dazu bringen, etwas zu tun, das sie nicht wollen.

Versuche, nicht zu viel Verantwortung zu übernehmen. Du hast dein eigenes Leben. Du musst nicht die ganze Hausarbeit machen, auf deine Geschwister aufpassen und noch für den erkrankten Elternteil sorgen. Das ist nicht deine Aufgabe. Sage deinen Eltern, dass die Situation für dich schwierig ist und dass du dir wünscht, dass sie sich professionelle Hilfe holen.

Tipps bei psychisch kranken Eltern

Folgenden Tipps können dir helfen, mit den Problemen deiner Eltern besser fertig zu werden und dich etwas weniger ausgeliefert zu fühlen.

  • Es kann sehr traurig machen, wenn man das Gefühl hat, zu wenig Aufmerksamkeit oder Zuneigung zu bekommen. Wenn du solche Gefühle spürst, sprich mit deinen Eltern und sag ihnen, wie du dich fühlst. Wenn es für dich schwierig ist, mit deinen Eltern zu sprechen, kannst du auch mit einer Vertrauensperson reden.
  • Du kannst dir selbst Sorge tragen, indem du Dinge tust, die dir Spass machen. Du darfst lachen und dich freuen, auch wenn es deinen Eltern nicht gut geht.
  • Du musst nicht immer für deine Eltern da sein, wenn sie Probleme haben oder krank sind. Du darfst weiter dein Leben führen und Zeit mit deinen Freunden verbringen.
  • Es gibt keinen Grund sich zu schämen. Jeder Mensch kann psychisch krank werden, genauso wie jeder Mensch eine Grippe haben kann.
  • Du darfst deinen Freunden, Lehrpersonen oder Vorgesetzten sagen, was in deiner Familie los ist. Das braucht vielleicht etwas Mut. Trotzdem hilft es, wenn sie verstehen, weshalb du mal nicht so gut drauf bist oder sich deine Eltern anders verhalten.
  • Du darfst auch sagen, wie es dir geht. Es ist hilfreich, sein Herz auszuschütten. Dann bist du mit deinen Sorgen nicht mehr allein.

Hast du eine erwachsene Vertrauensperson, mit der du reden kannst? Das kann eine Tante, der Grossvater, die Mutter einer Freundin oder auch eine Lehrperson oder die Schulsozialarbeit sein. Du kannst dich jederzeit auch an eine Jugendberatungsstelle oder ans 147 wenden. Das ist kostenlos und vertraulich.

Institut Kinderseele Schweiz

Das Institut Kinderseele Schweiz bietet weitere Informationen und kostenlose Beratung für Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken Eltern.

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