Themen
13. MÄRZ 2023
|
PERSÖNLICHE PROBLEME

Trauern und Abschiednehmen – die Phasen

Trauern und Abschiednehmen – die Phasen
Wenn du einen lieben Menschen verloren hast, sei dies durch Tod oder eine Trennung, dann bist du traurig, vielleicht auch verzweifelt und wütend. Alle Menschen machen beim Trauern ähnliche Phasen durch, nur unterschiedlich lang und intensiv. Manchmal hilft es schon, wenn man das weiss.

Trauern und Abschiednehmen verlaufen nach einem bestimmten Muster. Oft werden vier Phasen beschrieben. Sie alle sind wichtig, um den Trauerprozess abschliessen zu können.

«Menschen erleben die Trauerphasen wellenförmig und unterschiedlich lang und intensiv.»

Wie lange die einzelnen Phasen dauern und in welcher Reihenfolge sie auftreten, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Beim einen sieht die Welt nach wenigen Tagen oder Wochen schon wieder ganz anders aus, bei jemand anderem dauert es viel länger. Oft verläuft das Trauern wie in Wellen, die langsam schwächer werden. Gib dir so lange Zeit, wie du brauchst, auch wenn Freunde, Kolleginnen oder die Eltern ungeduldig werden. So kannst du frei werden für eine neue Phase im Leben – nach einer Trennung auch für eine neue Liebesbeziehung.

Schock und Leere

Am Anfang steht der Schock, der sich auch anfühlen kann wie eine Lähmung. Man kann nicht glauben, dass der geliebte Mensch nicht mehr da, dass alles aus ist. Du hast keine Ahnung, wie du ohne ihn, ohne sie weiterleben sollst. In dieser Zeit kann es hilfreich sein, den Alltag genauso weiterzuführen wie bisher. Routine und Gewohnheiten helfen, weil sie Struktur geben und man nicht lange überlegen muss, was man machen soll.

Verzweifelt sein

Mehr und mehr kommt ins Bewusstsein, wie gross der Verlust und die Verletzung sind. Loslassen und weinen können erleichtern. Oftmals ist in dieser Phase das Bedürfnis gross, darüber zu reden. Vielleicht denkst du, Alkohol und andere Suchtmittel lindern den Schmerz. Sie helfen aber höchstens kurzfristig. Es gibt immer einen anderen, besseren Weg, als sich selbst zu schaden. Sprich mit Freundinnen und Vertrauten oder auch mit Fachpersonen wie einer Psychologin oder einem Hausarzt. Mach in dieser Phase Dinge, die du gerne tust, und gönne dir etwas Schönes. Gute Erlebnisse können trösten. Auch ein Abschiedsritual ist in dieser Phase möglich. Du kannst zum Beispiel einen Brief schreiben, indem du alles aufschreibst, was du noch sagen wolltest, und diesen dann verbrennen oder zerreissen und vergraben oder auch in einen Fluss oder See streuen.

Mit der Wut umgehen

In dieser Phase erwachen die Lebensgeister wieder. Wut kann sich bemerkbar machen: darauf, dass dich deine Freundin, dein Freund, ein Elternteil allein lässt. Vielleicht findest du das Leben ungerecht. Oder du empfindest nach einer Trennung die gemeinsame Zeit als verlorene Zeit und hast sogar Rachegedanken. Es kann dir auch bewusst werden, dass in der gemeinsamen Zeit nicht alles nur gut und schön war. Auch in dieser Phase kann ein Ritual helfen: Du kannst gegen Kissen boxen, Sport treiben, in einem Gedicht, einem Lied, einem Bild deine Gefühle ausdrücken oder wieder einen Brief schreiben und diesen dann verbrennen. Wichtig ist auf jeden Fall, deine Gefühle rauszulassen und darüber zu reden – auch wenn sie negativ sind.

Sich neu orientieren

In der letzten Phase lösen sich die Gedanken langsam von der Person, die gestorben ist oder dich verlassen hat. Du wirst sie nicht vergessen, sie steht einfach nicht mehr so im Vordergrund. Der Alltag wird wieder wichtiger. Du machst dir wieder Gedanken über die Schule, deinen Beruf, Freunde und Familienmitglieder. Auch über deinen bestehenden Kreis hinaus nimmst du wieder Menschen wahr und beginnst, dich für sie zu interessieren. Allmählich fühlst du dich lebendiger, erlebst wieder Freude und Glück.

Allerdings kann es auch jetzt noch eine Weile dauern, bis die Wunden ganz verheilt sind. Abschiednehmen braucht Zeit. Gib sie dir.

Du möchtest direkt mit uns sprechen?

Das könnte dich auch interessieren