Sexuelle Gewalt – verboten ist, was du nicht willst
Sexualität ist, was du und dein Freund oder deine Freundin gerne zusammen tut. Sexuelle Gewalt hingegen ist, wenn jemand sexuelle Dinge tut, die der andere nicht will oder nicht verhindern kann. Sexuelle Gewalt ist verboten, auch dann, wenn sie von jemandem kommt, den du sehr gerne hast.
Sexuelle Handlungen gegen den Willen eines Menschen werden als sexuelle Gewalt, sexuelle Übergriffe oder sexueller Missbrauch bezeichnet.
Unwohlsein wird übergangen
Nicht jede sexuelle oder erotische Anspielung ist sexuelle Gewalt. Doch es ist klar: Sobald es jemandem unangenehm wird, ist eine Grenze erreicht. Es geht dann darum, das Wohlbefinden wiederherzustellen. Das geht aber nur, wenn sich zwei Personen gleichberechtigt begegnen. Genau dies ist bei sexuellem Missbrauch nicht der Fall.
Oft von nahen Menschen
Oft wird sexuelle Gewalt von Personen ausgeübt, die dir nahe stehen – von Gleichaltrigen, Freunden, Eltern, Familienmitgliedern, von Sport- und Freizeitleitern, Lehrerinnen, Betreuerinnen, Betreuern oder religiösen Bezugspersonen.
Beispiele für sexuelle Gewalt
Sexuelle Gewalt kann sich unterschiedlich zeigen. Manchmal beginnt sie schleichend. Nicht nur Handlungen, sondern auch Worte können sexuelle Übergriffe sein. Hier findest du einige Beispiele:
Jemand zeigt dir seine Geschlechtsteile oder pornografische Darstellungen oder tut sexuelle Dinge, die du nicht magst.
Jemand nimmt dich nicht ernst, wenn es dir mit einer sexuellen Handlung nicht wohl ist, und will dich dazu überreden. Er oder sie behauptet, alle täten das, oder macht einfach weiter.
Jemand nützt deine Schwäche, Abhängigkeit oder Wehrlosigkeit aus. Zum Beispiel, wenn du jung bist, kein Einkommen oder keine Aufenthaltsbewilligung hast, wenn du dich nicht klar äussern kannst, weil du benommen, betrunken oder bekifft bist.
Jemand nennt dich Schlampe oder Hurensohn, weil du dich in sexuellen Dingen so verhältst, wie du es richtig findest.
Deine Vulva wurde verstümmelt (siehe Mädchenbeschneidung).
Jemand versucht, dir eine Liebes- oder sexuelle Beziehung zu verbieten oder dich mit jemandem zu verheiraten (mehr dazu findest du unter (Zwangsheirat).
Die Beispiele können dir helfen abzuschätzen, ob du sexuelle Gewalt erfahren hast – oder ob du selbst sexuelle Gewalt ausgeübt hast. In beiden Fällen solltest du dir Hilfe holen. Hier findest du mehr dazu: Sexuelle Gewalt – weshalb und wie Hilfe holen? und Wenn du sexuelle Gewalt ausgeübt hast.
Deine Gefühle ernst nehmen, Hilfe holen
Es kann sein, dass dich Menschen nicht ernst nehmen, denen du von erlebter sexueller Gewalt erzählst.
Es ist wichtig, zu spüren und zu sagen, wenn etwas geschieht, was du nicht willst. Das ist nämlich verboten.
Oder dass du von deinem Unwohlsein mit einer Situation erzählst, und dein Gegenüber sagt, das sei doch normal. Vielleicht denkst du sogar selbst, es sei gar nicht so schlimm. Das Verharmlosen von Übergriffen hilft jedoch denen, die sexuelle Gewalt ausüben.
Es ist wichtig, dass du eine spezialisierte und unabhängige Beratung aufsuchst, wenn du sexuelle Gewalt erlebt hast. In unserem Beratungsstellenverzeichnis findest du Adressen von spezialisierten Stellen.
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- (10)