Sexuelle Gewalt – weshalb und wie Hilfe holen?
Wer Hilfe holt, ist nicht mehr allein. Es lohnt sich, eine spezialisierte Stelle zu kontaktieren, deren Mitarbeitende viel Erfahrung haben. Gemeinsam findet ihr heraus, wie du dich schützen und den oder die Übergriffe verarbeiten kannst. So kannst du selbstbestimmt leben.
Sexuelle Gewalt wird meist von nahestehenden Menschen ausgeübt. Übergriffe von Fremden sind seltener. Doch in beiden Fällen lohnt es sich, Hilfe zu holen. Und zwar unabhängig davon, ob der Übergriff vor Kurzem geschah, weit zurückliegt oder immer noch geschieht.
Psyche versucht klarzukommen
Nicht alle Menschen reagieren auf Übergriffe gleich. Es gibt Menschen, deren Psyche das Ereignis abkapselt, um sich zu schützen. Sie können sich dann kaum daran erinnern. Oft treten aber Scham und Schuldgefühle auf, verbunden mit sozialem Rückzug, Angstzuständen, Konzentrationsschwäche, Gefühllosigkeit, Schlafstörungen, unkontrollierbaren Gedankenwiederholungen oder Bilderschlaufen. Es kann sein, dass man funktioniert wie immer, sich aber wie in einem Vakuum fühlt.
Egal wie deine Psyche auf einen einmaligen oder wiederholten Übergriff reagiert: Versuche, professionelle Hilfe aufzusuchen, damit du dich wieder ganz lebendig fühlen kannst.
Keine Angst, professionelle Hilfe zu holen
Hilfe zu suchen, ist besonders schwierig, wenn der Mensch, der den Übergriff beging, dir nahesteht. Wenn es ein Freund, der Vater, der Trainer, die Tante, der Bruder, die Arbeitskollegin, der Chef, die Betreuerin war.
Wenn du professionelle Hilfe holst, bestimmt ihr gemeinsam, was du tun kannst. Du bist nicht mehr allein.
Es ist verständlich, dass du diese Personen schützen möchtest. Oder wenn du dich schämst, dass dir das passiert ist. Möglicherweise hast du Angst davor, alles werde noch schlimmer, wenn du jemandem von der Tat erzählst.
Oft gelingt es Tätern, eine Machtposition aufzubauen, indem sie die Opfer isolieren, bedrohen, abhängig halten und das Umfeld zum Wegschauen bringen. Das schafft ein Klima der Angst und Verschwiegenheit.
Doch bei einer spezialisierten Beratungsstelle wird man sorgfältig mit dir besprechen, was du möchtest, was sinnvoll ist und wie du oder ihr gemeinsam am besten vorgeht. Sobald du den Schritt gewagt hast, dich einer spezialisierten Stelle anzuvertrauen, bist du nicht mehr allein.
Unterstützung für dich
Wenn du Hilfe und Unterstützung für dich holst, heisst das nicht, dass gleich die Polizei eingeschaltet wird. Ihr schaut gemeinsam, wie du dich vor weiteren Übergriffen schützen kannst, wie du den oder die Übergriffe verarbeiten kannst, wie du deine Autonomie und Selbstbestimmung wieder herstellen kannst und ob du rechtliche Schritte einleiten willst oder nicht.
Die richtige Fachstelle
Wichtig ist, dass du dich nicht an irgendeine Beratungsstelle wendest, sondern entweder an eine Fachstelle für die Opfer sexueller Gewalt oder eine Opferberatungsstelle. Adressen findest du in unserem Beratungsstellenverzeichnis.
Erste Hilfe: 147
Manchmal braucht es Zeit, Mut und Unterstützung, um diesen Schritt zu wagen. Wir helfen dir dabei. Du kannst uns schreiben oder anrufen, und wir begleiten dich so lange, bis du einen Weg findest. Du bestimmst, was du uns wann erzählst, wie oft du uns kontaktierst und welche Schritte du unternimmst.
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